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Bestandsaufnahme im Pool in Blankenese.
Wo ist Das Archipel, wo will Das Archipel hin?
3.11-16.11.2018 / Poolhaus- Blankenese

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Inventory in a pool in Blankenese.
Where is Das Archipel, where is Das Archipel heading?




Das Archipel ist ein offener Raum, eine Insel, die auf den Gewässern Hamburgs schwimmt. Die Insel gibt es seit vier Jahren und sie besteht zurzeit aus vier modularen Pontons, einer Schute mit Innenräumen und einer Barkasse, mit der die nicht motorisierten schwimmenden Plattformen geschleppt werden können. Der Liegeplatz der drei Inseln ist der Veringkanal in Hamburg, Wilhelmsburg.

Das Archipel ist eine Einladung an alle Teil des Raums und der Gruppe zu werden, die sich um den Raum formt. Wir sind also eine offene und lose Gemeinschaft. Das Archipel ist der Versuch einer Freifläche - Raum für künstlerische und andere Produktionen. Diesen Raum gibt es weil es da, wo wir herkommen nur sehr sehr wenig offenen Raum gibt - es gibt also einen Bedarf. Der Eindruck hier in Blankenese ist, dass es Raum und Ressourcen zu Genüge gibt.

Aus dem Gespräch zur Vernissage:

F. Da wo wir wohnen, gibt es keine Häuser mit anliegendem Park, da gibt es kein Haus mit Bodenheizung, selbst eine Mietwohnung ohne Schimmel an den Wänden ist schwer zu finden. In den letzten zwei Wochen, in denen wir hier im Poolhaus zu Gast sein durften, haben wir uns immer schnell ans Leben in Blankenese gewöhnt. Es ist für mich schwierig hier zu sein, und nicht über Ressourcen zu reden. Es ist so offensichtlich so unterschiedlich.

J. Von nicht weniger als einem großen Glücksfall möchte ich sprechen, wenn ich an den Umzug in die neuen Räumlichkeiten des Poolhauses im Grotiusweg denke. Denn das ist es: ein großer Glücksfall.

F. Wie sieht ein Raum aus, der vorgibt ein anderer zu sein? Der Raum des Archipels, der das seit vier Jahren möchte gibt ein uneindeutiges Bild ab. Das Archipel hat eine immer unklarer werdende Form: nach außen wurde das klare, minimalistische Erscheinungsbild der ersten vier Pontons mit der Verstreuung des Raumes zum einen - Schute , Barkasse Lore, Pontons - und auch im inneren - die Gruppe fluktuiert, Ideen der ersten Jahre sind teils wenig übermittelt, teils resonieren sie nicht bei allen Neuen - immer mehr gebrochen. Die Inselgruppe ist uneindeutig.
Der Raum ist jetzt ein Alkoholiker der seiner Ex hinterhertelefoniert, halbstarke die Weed rauchen, Hipstergeburtstag, Konzertort, Clubhaus, Thema von Studienprojekten, Pol an den sich Leute binden.Ich finde es interessant was (noch) sein könnte. Was will Das Archipel? Wo ist die Zukunft, auf die wir hinarbeiten wollen?

J. Von Ressourcen möchte ich hier nicht einmal anfangen, denn an denen hat es stets gemangelt. Den spontanen Charakter unserer Aktionen verdanken wir dem stetigen Mangel. Der Mangel als Scheitern in den Bemühungen zur Beschaffung wird zu keinem Zeitpunkt als solcher empfunden, vielmehr wird er als Punkt verstanden, zu dem selbstbewusst zu stehen sich lohnt, da er unsere Bedürfnisse preisgeben kann. Im Mangel sind auch die Zielkoordinaten und Erfordernisse für das Gelingen unserer Aktionen eingeschrieben.

F. Was sind das für Aktionen? Da ist dieses immerwährende trotzdem – trotzdem weitermachen, trotzdem aufstehen und sich aufmachen, trotzdem an die persönliche Zukunft denkend, trotzdem jetzt bloß nicht einen richtigen Job aufnehmen! Das wäre doch aufgeben, nicht mehr scheitern zu können in dem, was wir doch eigentlich wollen.

J. Wie Sie alle wissen hat inzwischen ein Großteil der ehemaligen Künstler das Zepter der Macht an jene weitergeben wollen, die bereit sind ihr Leben in die Waagschale zu werfen ohne auch nur einen Moment an Erwägungen zur Vermartkbarkeit zu verschwenden - weil sie wissen, dass es gut sein wird. Und weil sie wissen, dass jede Erwägung einer Verwertung eines Ausstellungsstückes die bislang ungebremste Kraft und Vision ersticken kann. Niemand will mehr irgendetwas zeigen, was er oder sie nicht selber sehen wollen würde. Vorbei sind die Tage der großen Sponsoringparties; mit erfrischenden Getränkenmarken bedruckte Sonnenschirme sind zuerst abgeholt und dann in einer Nacht auf Lastwagen verladen worden, keiner weiß wohin. Die Stadien sind nun Mehrgenerationenhäuser mit großem Marktplatz in der Mitte; Foren auf denen Ideen und Werte verhandelt werden. Die Fußballfans haben dem Sport abgeschworen und ihre Dauerkarten gekündigt, sie sind nun als ehrenamtliche Pflegekräfte tätig, viele von ihnen haben den Weg zurück an ein Musikinstrument oder Handwerk gefunden. Besonnenheit scheint eingekehrt. Diese Entwicklung freut uns natürlich besonders, sah es doch noch Anfang des Jahres so gar nicht danach aus.



F. Zur Ausstellung: Die Soundinstallation, die wir hören ist eine Zusammenfassung von Konzerten, die bei Das Archipel stattfanden – mehrmals wöchentlich spielen bei uns Musiker und Musikerinnen aus der ganzen Welt. Das gebatikte Kunstwerk, welches nachfolgend zur Versteigerung steht, entstand während der Künstlerresidenz, die wir letztes Jahr in Indonesien machten. Die Projektionen und Videos sollen Einblick in unsere Arbeitsweise und Ziele geben. Sprechen Sie uns an, fragen Sie, wir freuen uns auf gute Gespräche.



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